Und plötzlich war das Leben bunt

Das Benzin war verdächtig günstig. Von riesigen Plakaten lächelten die Ultrarechten der Konfederacja. Und zu wissen, dass in der Stadt ein riesiges Gefängnis mit überwiegend weiblichen Häftlingen war, hatte in Zeiten der PiS-Regierung für mich einen ganz besonders üblen Beigeschmack. Welche Gründe, welche Sehnsucht nach Selbstbestimmung stand hinter den Schicksalen hinter Gitter?

Denkmal in der Altstadt von Grudziądz

Das Ankommen im polnischen Grudziądz war Anfang Oktober 2023 ein anderes als heute. Es war damals nur eine Woche vor der Parlamentswahl. Und auf die warteten viele Menschen mit einer Mischung aus ängstlicher Resignation und – wie sich später dann herausstellte – berechtigter Hoffnung.

Der Blick über Altstadt und Weichsel

Wir tröstlich war da die Suppe, die gleich im ersten Restaurant, das ich betrat, dampfend vor mir stand. Ihre Wärme und Würzigkeit ließen mich Anstrengung und Müdigkeit vergessen. Und so wurde ich noch am Abend neugierig auf diese alte Stadt, die da zwischen fruchtbaren Feldern, wildreichen Wälder und fischreichen Flüssen und Seen der Region Kujawien-Pommern zentral an der einstigen „Bernsteinroute“ am Ufer der Weichsel liegt.

Zur Buchpräsentation gab es Kaffeetassen

Ich war dort, um Gerichte und Geschichten für das Kochbuch-Projekt Cooking and Culture zu recherchieren, das die Stadt Gütersloh mit ihren vier Partnerstädten – Falun in Schweden, Grudziądz in Polen, Châteauroux in Frankreich und Broxtowe in England – plante.

Und diese Suppe, die da so tröstlich vor mir stand, war nur eine von vielen Suppen, die in der Region Tradition haben. Genau wie Pralinen der Schokoladenkonditorei Wisła, die Pomorski-Mayonnaise, berühmte Lebkuchen und Obst-Produkte.

Bunt beschirmte Gasse in der Altstadt

Die historischen Kopfsteinpflaster-Gassen in der Altstadt von Grudziądz erinnern ein bisschen an kleine Gässchen in Südeuropa. Eine davon mit blühenden Topfpflanzen auf dem Boden und weit aufgespannten bunten Schirmen darüber als schützender Himmel.

Bunt und fruchtig: Pavlova

An heißen Sommertagen wird die Gasse zu einem Teil des Cafés und die legendäre Grudziadz-Pavlova wir zwischen mittelalterlichen Gemäuern serviert. Häufig sind es auch die Gäste, die sich bestimmte Torten oder Cremes wünschen. Und einige dieser Gäste sind weit über die Stadt hinaus bekannt. Ganze Wände sind im Fado-Café mit Fotos von Prominenten gefüllt. Das mag auch am beliebten Fado-Festival mit portugiesischer Musik liegen, zu dem die Betreiber Wojciech Litwiński und Tomasz Bakowski jedes Jahr einladen. Inspiriert wurde das durch viele Aufenthalte in Portugal. Genau wie einige der Gerichte. Eine Mischung aus Tradition und internationalem Flair ist es dann auch, die das Fado so besonders macht. Und natürlich: die Pavlova!

Pavlova

Zutaten

6 Eiweiß, 300 Gramm Zucker, 2 TL Kartoffelmehl (ich hab einfach Weizenmehl genommen, das ging super), 1 TL Zitronensaft, 300 ml 30-prozentige Sahne, 150 g Mascarpone, Vanilleschote, 1 Löffel Puderzucker (da hab ich einfach zwei genommen…), 300 g frische Früchte (z.B. Himbeeren, Johannisbeeren, Weintrauben…)

Zubereitung der 2 Böden:

Eiweiß (Zimmertemperatur) mit dem Schneebesen aufschlagen und dabei die Geschwindigkeit allmählich erhöhen. Wenn das Eiweiß steif ist, den Zucker nach und nach einrieseln lassen, und das Eiweiß mit dem Zucker 7-8 Minuten verrühren, so dass sich der Zucker vollständig auflöst. Zitronensaft und Mehl hinzugeben und eine Weile mischen.

Backbleche mit Backpapier auslegen. Eischnee in die Mitte des Papiers geben und zwei gleich große Kreise formen (hab ich mir mit einem Stift vorgezeichnet und als Schablone einen Dessertteller genommen) und das Baiser darauf gleichmäßig verstreichen, so dass es aussieht wie zwei dicke Tortenböden. Diese in den auf 170 Grad vorgeheizten Backofen geben. Nach 10 Minuten die Temperatur auf 130 Grad reduzieren und weitere 90-100 Minuten backen. (Schööööön viel Zeit lassen!)

Zubereitung Creme

Sahne, Mascarpone, Zucker und Vanille mit der Küchenmaschine zu einer Creme rühren und in den Kühlschrank stellen.

Dekoration

Wenn die Backzeit der Böden abgelaufen ist, diese im Ofen vollständig abkühlen lassen. Wenn sie komplett abgekühlt sind, die Böden vorsichtig auf einen großen Teller oder eine Platte stürzen. Die Mascarpone-Creme zu gut der Hälfte auf den einen Boden geben, mit dem anderen Boden abdecken, darauf den Rest der Creme geben und dann mit den Früchten eng und üppig belegen.

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Im Hofladen der Zukunft

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Ein cremiger Gruß aus Frankreich